Veranstaltung: | RCDS |
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Antragsteller*in: | RCDS LV Baden-Württemberg (dort beschlossen am: 26.04.2025) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 17.04.2025, 10:58 |
H9: NEIN zur Wiedereinführung von allgemeinen Studiengebühren!
Antragstext
Die Gruppenvorsitzendenkonferenz möge beschließen:
- Der RCDS-Bundesverband steht für eine sozial gerechte Hochschulpolitik.
- Ein Studium darf daher nicht vom Einkommen der Eltern eines Studenten
abhängen.
- Der RCDS-Bundesverband lehnt die Wiedereinführung von allgemeinen
Studiengebühren während des Studiums daher ab.
Begründung
Begründung:
Der RCDS-Bundesverband steht für eine sozial gerechte Politik, die
Hochschulbildung unabhängig vom Einkommen der Eltern eines Studenten ermöglichen
sollte.
Die Debatte um Studiengebühren hat durch die Forderung der Wirtschaftsweisen
Veronika Grimm neue Brisanz erhalten. Grimm schlägt vor, Studiengebühren in Höhe
von bis zu 500 Euro pro Semester einzuführen. Die so generierten Mittel sollen
laut Grimm nicht in die Universitäten fließen, sondern stattdessen für die
Finanzierung frühkindlicher Bildung und Grundschulen verwendet werden.[1]
Diese Forderung ist aus studentischer Perspektive inakzeptabel.
Studiengebühren würden eine eklatante soziale Ungerechtigkeit darstellen. Sie
träfen insbesondere Studenten aus einkommensschwächeren Familien und würden den
Zugang zu Bildung massiv erschweren. Während zwar Kinder einkommensstarker
Haushalte solche Gebühren mit Unterstützung ihrer Eltern ohne größere Probleme
leisten könnten, würde dies bereits bestehende finanzielle Schwierigkeiten für
potentielle Erstakademiker mitunter deutlich verstärken. Die Finanzierung von
Bildungsetats darf jedoch nicht zu Lasten derjenigen erfolgen, für die Aus- und
Weiterbildung schon jetzt eine enorme finanzielle Last darstellen. Dies
widerspricht unserem Grundverständnis von Chancengleichheit und
Bildungsgerechtigkeit.
Die finanzielle Belastung für Studenten ist ohnehin schon enorm. Mieten,
Lebensmittelpreise, Beiträge für die Krankenversicherung und andere
Lebenshaltungskosten sind in den letzten Jahren – insbesondere durch die starke
Inflation - rasant gestiegen. Laut dem Deutschen Studentenwerk geben Studenten
im Durchschnitt monatlich 938 Euro für ihren Lebensunterhalt aus.[2]
Zusätzliche Studiengebühren würden viele Studenten in eine noch größere
finanzielle Notlage bringen, sie zu noch mehr Nebenjobs zwingen oder in eine
Schuldenfalle treiben. Dies hätte unweigerlich negative Auswirkungen auf ihr
Studium oder würde mitunter dazu führen, dass manche von ihnen ein solches
Studium erst gar nicht beginnen würden.
Bildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und darf nicht vom Geldbeutel
der Eltern abhängen. Ein möglichst gebührenfreies Studium ermöglicht es allen
qualifizierten jungen Menschen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen und einen
Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Viele Länder mit erfolgreichen
Bildungssystemen verzichten daher auf Studiengebühren. Deutschland würde sich
durch Studiengebühren einen klaren Wettbewerbs- und Standortnachteil
verschaffen.
Es gibt alternative Modelle zur Studienfinanzierung, die sozial gerechter sind
und die Qualität der Lehre verbessern können, wie z.B. eine stärkere staatliche
Finanzierung der Hochschulen oder ein einkommensabhängiges Darlehenssystem. Der
RCDS setzt sich für eine langfristige Stärkung der Bildungsfinanzierung ein.
[1] Vgl. Neukam, Andreas; Schmidt, Ursula: Studiengebühren: Diskussion um
Wiedereinführung; in: Bayrischer Rundfunk;
https://www.br.de/nachrichten/bayern/wirtschaftsweise-fuer-wiedereinfuehrung-
von-studiengebuehren,UV8xsP8.
[2] Vgl. Deutsches Studentenwerk: 21. Sozialerhebung zur wirtschaftlichen und
sozialen Lage der Studierenden in Deutschland;
https://www.studentenwerke.de/sites/default/files/21.%20Sozialerhebung.pdf.