Veranstaltung: | RCDS |
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Antragsteller*in: | RCDS-Bundesvorstand & BFA Internationales (dort beschlossen am: 26.04.2025) |
Status: | Eingereicht |
Antragshistorie: | Version 2 |
A7: Geopolitik in Wirtschaftsstudiengängen: Ein entscheidender Schritt für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands
Antragstext
Die Gruppenvorsitzendenkonferenz möge beschließen:
Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) fordert:
- Die stärkere Integration geopolitischer Inhalte in geeignete Studiengänge
insbesondere der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an deutschen
Hochschulen, mit Unterstützung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und
der Kultusministerkonferenz (KMK).
- Die Entwicklung fachspezifischer Module in Zusammenarbeit mit dem für
Bildung zuständigen Bundesministerium- und dem Akkreditierungsrat.
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen geeigneten Fachbereichen, um
ganzheitliche Perspektiven zu fördern.
- Einbindung von Experten aus den entsprechenden Fachbereichen und Think-
Tanks in die Lehre, um Praxisnähe und Anwendungsorientierung
sicherzustellen.
Begründung
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen deutscher Unternehmen werden zunehmend
von geopolitischen Entwicklungen bestimmt. Handelskonflikte, Sanktionen und
geopolitische Krisen beeinflussen Investitionsentscheidungen, Lieferketten und
Wettbewerbsfähigkeit. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW)
aus dem Jahr 2023 zeigt, dass 78 Prozent der befragten Unternehmen geopolitische
Risiken als entscheidenden Faktor für ihre Geschäftsstrategie betrachten.[1]
Dennoch wird die Bedeutung geopolitischer Faktoren in
wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen und in der unternehmerischen Praxis
oft unterschätzt oder nicht ausreichend berücksichtigt.
Ein aktuelles Beispiel ist die Beteiligung des chinesischen Staatskonzerns Cosco
am Containerterminal Tollerort im Hamburger Hafen. Aus sicherheitspolitischen
Erwägungen wurde der Anteil auf 24,9 % begrenzt, um eine strategische
Einflussnahme zu verhindern.106
Internationale Hochschulen bieten bereits Modelle für eine stärkere Verzahnung
von Wirtschaft und Geopolitik. So integriert die Philipps-Universität Marburg
wirtschafts- und politikwissenschaftliche Perspektiven in interdisziplinären
Masterprogrammen.[2] Spitzenuniversitäten wie Stanford und die Wharton School
kombinieren wirtschaftswissenschaftliche Programme gezielt mit geopolitischen
Modulen, um Führungskräfte mit einem breiten Kompetenzprofil auszubilden.[3]
Auch in Europa setzen renommierte Universitäten wie Sciences Po (Frankreich)
oder die London School of Economics (LSE) auf diese Verbindung.[4]
Ein zukunftsfähiger wirtschaftswissenschaftlicher Studiengang muss Studenten die
notwendigen geopolitischen Kompetenzen vermitteln, um sie auf die
Herausforderungen der globalisierten Wirtschaft vorzubereiten.[5] Unternehmen
wie Siemens, BASF, BMW und Daimler müssen geopolitische Risiken bei ihren
Geschäftsentscheidungen berücksichtigen. Beratungsfirmen wie McKinsey, BCG, EY,
Deloitte und PwC analysieren geopolitische Rahmenbedingungen, um fundierte
strategische Empfehlungen zu geben. Auch Investmentbanken und
Finanzinstitutionen wie Goldman Sachs, J. P. Morgan und BlackRock bewerten
geopolitische Entwicklungen, um nachhaltige Investitionsentscheidungen zu
treffen.[6]
Die deutsche Wirtschaft ist stark exportorientiert und in globale
Handelsstrukturen eingebunden. Laut dem IW investieren weltweit agierende
Unternehmen gezielt in regionale Bildungsinitiativen, um Fachkräfte mit
entsprechendem Wissen auszubilden. Eine stärkere Berücksichtigung geopolitischer
Fragestellungen in wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen stärkt daher
nicht nur die individuelle Karriereperspektive der Studenten, sondern auch die
langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland.[7]
Praxisorientierte Lehrkonzepte sind essenziell, um theoretisches Wissen mit
aktuellen Herausforderungen zu verknüpfen. Institutionen wie Chatham House
(London) oder die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) bieten
wertvolle Einblicke in geopolitische Fragestellungen.[8] Die gezielte Einbindung
solcher Expertise in die Hochschullehre hilft Studenten, geopolitische Risiken
und wirtschaftliche Chancen besser zu verstehen, und trägt zur strategischen
Kompetenz von Unternehmen bei.
Die zunehmende Bedeutung geopolitischer Faktoren erfordert eine stärkere
Integration entsprechender Inhalte in wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge.
Der RCDS setzt sich daher für eine praxisnahe und interdisziplinäre Erweiterung
der Lehrpläne ein, um Studenten optimal auf die globalen Herausforderungen der
Zukunft vorzubereiten.
[1] Matthes, J. (2023). IW-Kurzbericht Nr. 92/2023.
https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Kurzberichte/PDF/2023/IW-
Kurzbericht_2023-De-Risking-China.pdf .
[2] M.A. Politik und Wirtschaft des Nahen und Mittleren Ostens. (n.d.).
Philipps-Universität Marburg. https://www.uni-marburg.de/de/cnms/studium/ma/ma-
powo .
[3] Global Immersion Programs - MBA inside. (2024, September 5). MBA Inside.
https://mba-inside.wharton.upenn.edu/co-curricular/gips/ .
Global experiences in the MBA program. (n.d.). Stanford Graduate School of
Business. https://www.gsb.stanford.edu/programs/mba/academic-experience/global-
experiences .
[4] Master in International Economic Policy. (2025, March 30). Paris School of
International Affairs. https://www.sciencespo.fr/psia/academics/masters/master-
international-economic-policy/ .; MSC Political Science (Political Science and
Political Economy). (n.d.). The London School of Economics and Political
Science. https://www.lse.ac.uk/study-at-lse/graduate/msc-political-science-
political-science-and-political-economy .
[5] Relevanz Interkultureller Kompetenz in den Wirtschaftswissenschaften -
Lehrstuhl für BWL und Industriebetriebslehre. (2023, September 25).
https://www.wiwi.uni-wuerzburg.de/bwl2/lehre/globale-systeme-und-
interkulturelle-kompetenz/relevanz-interkultureller-kompetenz-in-den-
wirtschaftswissenschaften .
[6] Vermögensverwaltung und Finanzdienstleistungen | BlackRock. (n.d.).
BlackRock. https://www.blackrock.com/de/privatanleger .
GmbH, B. (n.d.). Die Rolle von Geopolitik in der Risikoanalyse: Wie sich globale
Ereignisse auf Unternehmen auswirken. BIA GmbH. https://bia-
germany.de/2024/04/die-rolle-von-geopolitik-in-der-risikoanalyse-wie-sich-
globale-ereignisse-auf-unternehmen-auswirken/ .
[7] Wirtschaft, I. D. D. (2017, August 23). Globale Unternehmen bevorzugen
regionale Bildungsinvestitionen. Institut Der Deutschen Wirtschaft (IW).
https://www.iwkoeln.de/studien/christiane-konegen-grenier-globale-unternehmen-
bevorzugen-regionale-bildungsinvestitionen-356325.html .
[8] Our impact. (2024, August 21). Chatham House – International Affairs Think
Tank. https://www.chathamhouse.org/about-us/our-impact .
Über uns. (n.d.). DGAP. https://dgap.org/de/ueber-uns .