Veranstaltung: | RCDS |
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Antragsteller*in: | RCDS-Bundesvorstand & BFA Internationales (dort beschlossen am: 26.04.2025) |
Status: | Eingereicht |
Antragshistorie: | Version 2 |
A4: Gründung einer deutschen Universität in Chile als Leuchtturmprojekt
Antragstext
Die Gruppenvorsitzendenkonferenz möge beschließen:
Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) fordert das für Wissenschaft
zuständige Bundesministerium auf, gemeinsam mit dem Deutsch Akademischer
Austauschdienst (DAAD) und weiteren relevanten Partnern eine Machbarkeitsstudie
zur Gründung einer deutschen Universität in Chile durchzuführen. Ziel ist es,
die Gründung einer international ausgerichteten Hochschule als Leuchtturmprojekt
für wissenschaftliche Exzellenz, Innovation und europäisch- lateinamerikanische
Partnerschaft bis 2035 konkret vorzubereiten.
Das Bundesministerium wird zudem aufgefordert, die Finanzierung des Projekts
federführend voranzutreiben, gemeinsam mit dem DAAD, der EU (z. B. über Horizon
Europe), privaten Partnern (z. B. Siemens, Bosch, Codelco) sowie chilenischen
Institutionen. Eine Öffnung für privatwirtschaftliche Beteiligung soll
langfristig zur finanziellen Tragfähigkeit der Hochschule beitragen.
Begründung
Diese Universität soll als Zentrum für Bildung, Forschung und Innovation dienen,
um die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Lateinamerika
zu stärken und deutsche Werte wie Freiheit der Wissenschaft, Exzellenz in der
Forschung und eine offene, demokratische Bildungslandschaft zu fördern.[1]
Chile bietet dafür ideale Voraussetzungen: Als politisch stabiles Land mit
moderner Infrastruktur, enger EU-Anbindung, einem klaren Bekenntnis zu
Nachhaltigkeit und einem dynamischen Hochschulsektor ist Chile ein optimaler
Partner. Seine Mitgliedschaft in der OECD und der Pazifik-Allianz sowie
zahlreiche bilaterale Forschungsabkommen (z. B. das deutsch-chilenische
Wissenschaftsabkommen) machen eine strukturierte Zusammenarbeit
realistisch und zielführend.[2]
Zudem gibt es bereits eine starke deutsche Präsenz in Chile: Mit 23 deutschen
Schulen im Land[3] und einer wachsenden Zahl an chilenischen Absolventen, die in
Deutschland studieren,[4] bestehen bereits enge Bildungs- und kulturelle
Verbindungen. Die German University in Cairo (GUC) dient dabei als erfolgreiches
Vorbild: Sie zeigt, wie transnationale Hochschulbildung in enger Partnerschaft
mit deutschen Institutionen langfristig wissenschaftliche Exzellenz fördert,
internationale Netzwerke stärkt und zur sichtbaren
Positionierung Deutschlands im globalen Wissenschaftssystem beiträgt. Dr. Jens
Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF, betonte anlässlich des
GUC-Jubiläums: „Inzwischen hat sich die GUC zum Motor der binationalen
Partnerschaft entwickelt: Die transnationale Bildungseinrichtung trägt
maßgeblich zur Sichtbarkeit des Forschungsstandorts Deutschlands in Ägypten und
darüber hinaus bei.“[5]
Ein vergleichbares Projekt in Chile hätte klare geopolitische Vorteile: Die
Präsenz Deutschlands in Lateinamerika würde gestärkt, ein Gegengewicht zur
wachsenden Einflussnahme Chinas und der USA geschaffen, und die strategische
Partnerschaft mit Chile als Anbieter seltener Rohstoffe – insbesondere im
Bereich Lithium und Kupfer – vertieft.[6] Deutschland und Europa können so über
Bildung gezielt auf Werte wie Demokratie,
Rechtsstaatlichkeit und Nachhaltigkeit hinwirken und zugleich Talente ausbilden,
die international anschlussfähig und offen für europäische Kooperation sind.
Die Universität soll mit einem dualen und interdisziplinären Ansatz beginnen.
Geplant ist eine schrittweise Einführung von Studiengängen (Bachelor, Master,
PhD) mit Schwerpunkt auf:
- Klimaforschung und erneuerbare Energien
- Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Cybersicherheit
- Rohstoffmanagement und nachhaltige Infrastruktur
- Internationale Beziehungen und Governance
Dabei wäre Nachhaltigkeit ein fakultätsübergreifendes Querschnittsthema. Ein
duales Element, also eine enge Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis, könnte
der Universität ein Alleinstellungsmerkmal in der Region geben – ähnlich wie bei
deutschen Hochschulen für angewandte Wissenschaften.
Die neue Hochschule kann zudem in bestehende Strategien eingebettet werden, z.
B. die Lateinamerika-Strategie der Bundesregierung[7] oder europäische
Förderinstrumente (z. B. Horizon Europe[8], Erasmus+). Perspektivisch soll die
Universität für weitere EU-Partner geöffnet werden, z. B. Frankreich, Spanien
oder Italien, um sie zu einem europäischen Zentrum für Wissenschaft und Bildung
in Lateinamerika zu entwickeln. Eine Machbarkeitsstudie sollte untersuchen, wie
Synergien mit bestehenden europäischen
Hochschulprojekten genutzt werden können.
Auch aus wirtschaftlicher Perspektive ist das Projekt sinnvoll: Die Kooperation
mit Unternehmen wie Siemens, Bosch, SAP oder Start-ups aus dem Energie- und
Tech-Bereich bietet langfristige Chancen zur Ausbildung dringend benötigter
Fachkräfte für beide Märkte.[9] Austauschprogramme und Doppelabschlüsse können
auch zur gezielten Fachkräftegewinnung für Deutschland beitragen, da Spanisch
sprechende Akademikerinnen und Akademiker mit europäischer Ausbildung leichter
integrierbar sind.[10]
Wir bitten daher das BMBF und den DAAD, gemeinsam mit europäischen Partnern eine
Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben, Finanzierungsmöglichkeiten zu
konkretisieren und die institutionellen Grundlagen für die Gründung dieser
Hochschule zu schaffen.
[1] Bundesministerium für Bildung und Forschung - BMBF. (2025, March 26).
Wissenschaftsdiplomatie. Bundesministerium Für Bildung Und Forschung - BMBF.
https://www.bmbf.de/DE/Forschung/International/Wissenschaftsdiplomatie/wissensch-
aftsdiplomatie_node.html .
[2] Amt, A. (n.d.). Deutschland und Chile: Bilaterale Beziehungen. Auswärtiges
Amt. https://www.auswaertiges-amt.de/de/service/laender/chile-node/bilateral-
201114 .
[3]Nuestros colegios - DSChile. (2022, November 18). DSChile.
https://dschile.cl/nuestros-colegios/ .
[4] Überblick: Bildung und Wissenschaft. (n.d.). www.daad.de.
https://www.daad.de/de/laenderinformationen/amerika/chile/ueberblick-bildung-
und-wissenschaft/ ;https://www.daad.de/app/bsa/pdf/long/44/current/ .
[5]Deutsch-ägyptische Erfolgsgeschichte: Festakt zum 20. Jubiläum der German
University in Cairo. (2022, September 9). Kooperation-international | Forschung.
Wissen. Innovation. https://www.kooperation-
international.de/aktuelles/erfolgsgeschichten/detail/info/german-university-in-
cairo-festakt-zum-20-jubilaeum-die-deutsch-aegyptische-erfolgsgeschichte-geht-
weiter .
[6] Deutsch-ägyptische Erfolgsgeschichte: Festakt zum 20. Jubiläum der German
University in Cairo. (2022, September 9). Kooperation-international | Forschung.
Wissen. Innovation. https://www.kooperation-
international.de/aktuelles/erfolgsgeschichten/detail/info/german-university-in-
cairo-festakt-zum-20-jubilaeum-die-deutsch-aegyptische-erfolgsgeschichte-geht-
weiter .
[7] Amt, A. (n.d.). Lateinamerika und die Karibik: eine strategisch wichtige
Region. Auswärtiges Amt. https://www.auswaertiges-
amt.de/de/aussenpolitik/lateinamerika/201390-201390 .
[8]Horizon Europe. (2025, March 20). Research and Innovation. https://research-
and-innovation.ec.europa.eu/funding/funding-opportunities/funding-programmes-
and-open-calls/horizon-europe_en .
[9] Rödle, M., & Jahn, U. (2024, February 14). Zahlen des IW: MINT-
Fachkräftemangel weiterhin gravierend. tagesschau.de.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/mint-herbstreport-100.html .
[10] DAAD-BILDUNGSSYSTEMANALYSE. (2018). Chile.
https://static.daad.de/media/daad_de/pdfs_nicht_barrierefrei/laenderinformatione-
n/amerika/bildungssystemanalyse_chile2018.pdf .