| Veranstaltung: | RCDS |
|---|---|
| Antragsteller*in: | BFA Internationales (dort beschlossen am: 25.10.2025) |
| Status: | Eingereicht |
| Verfahrensvorschlag: | Weiterleiten an: Verweis an den Bundesfachausschuss Internationales (BFA) |
| Angelegt: | 29.09.2025, 13:42 |
H12: Digitale Zukunft sichern: Förderung und Einbettung der TUMO-Zentren in europäische und nationale Programme
Antragstext
Die Bundesdelegiertenversammlung möge beschließen:
Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) fordert die Bundesregierung,
das
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die Europäische Kommission
sowie das Europäische Parlament dazu auf, die bestehenden (Berlin, Mannheim,
Hirschaid, Lüdenscheid) und geplanten (Frankfurt am Main) TUMO-Zentren in
Deutschland systematisch in relevante Förderprogramme aufzunehmen und deren
Zugang zu öffentlichen Mitteln zu erleichtern. Ziel ist es, die nachhaltige
Finanzierung und europäische Einbettung des TUMO-Modells zu sichern, um digitale
Bildung und Kreativität für Jugendliche zu stärken. Dazu sollen insbesondere
folgende Maßnahmen umgesetzt werden:
Aufnahme in EU-Förderprogramme (Erasmus+, Horizon Europe, Digital Europe,
Creative Europe, EIC, EIT)
Nutzung nationaler BMBF- und Länderprogramme zur Digitalisierung und MINT-
Förderung
Strategische Partnerschaften mit Digitalpakt-Schulen, Hochschulen,
Forschungseinrichtungen und Unternehmen zur nachhaltigen Finanzierung
Positionierung als europäische Modellinitiative für digitale Bildung
Begründung
Die aktuelle ICILS-Studie 2023 offenbart ein Paradox der deutschen
Bildungslandschaft: Trotz verbesserter technischer Schulausstattung
verschlechtern sich die digitalen Fähigkeiten deutscher Schüler kontinuierlich.
Wie Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder betont, reicht die hohe
Smartphone-Nutzung unter Jugendlichen nicht aus, um echte digitale Kompetenz zu
entwickeln (Januar 2025). Diese Diskrepanz zwischen privater Mediennutzung und
schulischen Lernfortschritten verdeutlicht ein systemisches Problem: Das
deutsche Bildungssystem verfehlt seinen Auftrag, junge Menschen auf eine
zunehmend digitalisierte Arbeits- und Lebenswelt vorzubereiten. Moderne Bildung
erfordert mehr als nur technische Geräte – sie braucht qualifizierte Lehrkräfte
mit entsprechenden Fortbildungen, durchdachte pädagogische Konzepte und
systematische Medienkompetenz-Vermittlung. Gerade in Zeiten, wo digitale
Kompetenzen über die gesellschaftliche Resilienz entscheiden, wird deutlich:
Deutschland braucht innovative Bildungsansätze jenseits traditioneller
Lehrpläne. (Internationale Vergleichsstudie ICILS 2023, Waxmann).
TUMO-Zentren haben sich international als Erfolgsmodell etabliert: Seit ihrer
Gründung 2011 in Armenien sind sie heute unter anderem in Paris, Lissabon und
Zürich vertreten und ermöglichen mehr als 30.000 Jugendlichen weltweit den
Zugang zu innovativer, außerschulischer Bildung. Das Besondere: TUMO öffnet
digitale Bildung gezielt für bildungsferne Schichten und schafft eine innovative
Brücke zwischen Jugendausbildung, Entrepreneurship und Wirtschaftsförderung. In
Armenien entstanden bereits über 100 Tech-Start-ups aus TUMO-Absolventen - ein
enormer volkswirtschaftlicher Hebel.
TUMO-Zentren bieten Jugendlichen (12-18 Jahre) kostenlosen Zugang zu praxisnaher
digitaler Bildung in Programmierung, Robotik, Animation, Game Design und 3D-
Modellierung. Die deutschen TUMO-Zentren zeigen: Das Modell funktioniert auch
hier und stärkt gezielt den Übergang von der Schule zur Hochschule. TUMO-
Absolventen sind überdurchschnittlich oft für MINT-Studiengänge motiviert und
bringen praktische Kompetenzen mit, die im traditionellen Schulunterricht
fehlen. Dies verbessert nicht nur ihre Studienerfolgsquote, sondern stärkt auch
die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Studierender im europäischen Hochschulraum.
Die Europäische Union verfolgt mit Programmen wie Erasmus+, Horizon Europe und
Digital Europe eine klare Strategie zur Förderung digitaler Kompetenzen,
Forschung und Innovation. Erasmus+ stärkt Jugendmobilität und
Bildungskooperationen. Horizon Europe (Budget: ca. 95 Mrd. €) unterstützt
Forschungs- und Innovationsprojekte, auch im Bereich digitaler Bildung. Das
Digital Europe Programme konzentriert sich auf digitale Infrastruktur,
Supercomputing, KI und digitale Kompetenzen. Creative Europe (2,44 Mrd. €)
fördert audiovisuelle und kreative Projekte. Der European Innovation Council
(EIC) und das European Institute of Innovation and Technology (EIT) eröffnen
zusätzliche Anknüpfungspunkte für innovative Bildungs- und Technologieprojekte.
Auch auf nationaler Ebene bestehen Fördermöglichkeiten: Das BMBF unterstützt
digitale Bildung und MINT-Förderung mit Programmen, die eine direkte Anknüpfung
für TUMO bieten. TUMO-Zentren ergänzen bestehende Bildungsinitiativen wie den
Digitalpakt Schule optimal: Während dieser die technische Infrastruktur
bereitstellt, schaffen TUMO-Zentren die praktische, kreative Anwendung dieser
Technologien. Lehrkräfte werden durch die außerschulische Spezialisierung
entlastet und können gleichzeitig von Fortbildungsangeboten profitieren. Ein
gestaffeltes Finanzierungsmodell sichert die langfristige Nachhaltigkeit:
Öffentliche Anschubfinanzierung wird schrittweise durch
Unternehmenspartnerschaften, kommunale Beteiligung und Zertifizierungseinnahmen
ergänzt, bis selbsttragende Strukturen entstehen. Zudem haben Bundesländer
eigene Strategien zur Förderung digitaler Bildung, die den Ausbau weiterer
Standorte begünstigen können. Bereits heute unterstützt die KfW den Aufbau von
TUMO-Strukturen in Deutschland finanziell. Durch die Bündelung europäischer und
nationaler Mittel kann eine nachhaltige Entwicklung des TUMO-Netzwerks
gewährleistet werden.
Die systematische Förderung von TUMO Deutschland stärkt die digitale
Kompetenzentwicklung als wichtige Ergänzung zum Digitalpakt Schule. Sie sichert
Teilhabechancen für Jugendliche unabhängig von sozialer Herkunft und entlastet
gleichzeitig das Schulsystem. Die enge Anbindung an EU-Strategien und die
geplante schrittweise Verselbständigung durch Mischfinanzierung gewährleisten
sowohl internationale Legitimität als auch langfristige Nachhaltigkeit der
Initiative. Die enge Anbindung an EU-Strategien und die internationale
Vernetzung schaffen zusätzliche Chancen für deutsche Studierende in europäischen
Forschungs- und Austauschprogrammen.
Quellen
ICILS 2023: Computer- und informationsbezogene Kompetenzen von
Schülerinnen und Schülern, Waxmann Verlag --
https://www.waxmann.com/buecher/?tx_p2waxmann_buchliste%5bbuchnr%5d=4949
Bitkom e.V.: Pressemitteilung "Schüler wollen digitaler lernen – und
können es oft nicht", 17. Januar 2025 --
https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Schueler-wollen-digitaler-
lernen
TUMO Centers for Creative Technologies: https://tumo.org
KfW: Dossier TUMO Deutschland, 2023
European Commission: Funding Programmes: https://ec.europa.eu/programmes
