| Veranstaltung: | RCDS |
|---|---|
| Antragsteller*in: | BFA Internationales (dort beschlossen am: 25.10.2025) |
| Status: | Eingereicht |
| Angelegt: | 29.09.2025, 13:39 |
H9: Einführung einer zentralen Hotline für internationale Studenten mit psychischen Problemen
Antragstext
Die Bundesdelegiertenversammlung möge beschließen:
Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) fordert die
Hochschulministerkonferenz auf, eine bundesweite, mehrsprachige Hotline für
internationale Studenten einzurichten, die rund um die Uhr erreichbar ist und
psychische Soforthilfe leistet. Diese Hotline soll kostenlos, anonym und
jederzeit verfügbar sein, mindestens in Deutsch und Englisch besetzt werden und
perspektivisch auch weitere relevante Sprachen abdecken. Sie soll qualifizierte
psychologische Erstberatung anbieten und im Bedarfsfall an regionale
Beratungsstellen, Hochschulangebote oder Notdienste weiterleiten. Zudem soll die
Hotline eng mit Hochschulen und Studentenwerken vernetzt sein.
Die Finanzierung soll durch Bund und Länder getragen werden, um eine nachhaltige
und verlässliche Absicherung sicherzustellen und das Angebot nicht zu einem
bloßen Lippenbekenntnis verkommen zu lassen.
Zur Qualitätssicherung sollen die Hotline-Mitarbeiter umfassend geschult und
regelmäßig supervidiert werden. Der Einsatz von psychologisch geschultem
Fachpersonal ist dabei unerlässlich. Gute Beispiele bieten Projekte wie die App
COGITO der Universität Hamburg, die wissenschaftlich begleitet wird und zeigt,
wie niedrigschwellige, digital unterstützte Angebote erfolgreich umgesetzt
werden können (vgl. Universität Hamburg 2021).
Neben dem klassischen telefonischen Zugang sollte die Hotline auch digitale
Kanäle wie Chat oder App anbieten, um Sprachbarrieren abzubauen und Studenten zu
erreichen, die telefonische Beratung nicht in Anspruch nehmen möchten.
Begründung
Ein Studium ist für viele Studenten psychisch herausfordernd. Eigene und fremde
Erwartungen, der angespannte Wohnungsmarkt, steigende Lebenshaltungskosten sowie
akademischer Leistungsdruck führen zu erheblichen Belastungen. Internationale
Studenten sind hiervon in besonderem Maße betroffen, da sie häufig unter
erhöhtem Erfolgsdruck stehen, nicht über ein tragfähiges soziales Umfeld in
Deutschland verfügen und zusätzlich durch räumliche Distanz zur Familie,
Kulturschock und sprachliche Barrieren belastet sind. Sie sind somit einem
höheren Risiko ausgesetzt als inländische Studenten.
Aktuell studieren in Deutschland über 400.000 internationale Studenten. Der
Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) prognostiziert für das
Wintersemester 2024/25 knapp 405.000 internationale Studierende (DAAD 2024).
Zugleich steigt die psychische Belastung insgesamt deutlich an: Der Anteil von
Studenten mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen stieg zwischen 2016 und 2021
von 11 % auf 16 %. Besonders markant ist der Anstieg bei psychischen
Erkrankungen, deren Anteil von 53 % auf 65 % wuchs (Deutsches Studentenwerk
2021). Auch die bundesweite Befragung „beeinträchtigt studieren“ bestätigt
diesen Trend und unterstreicht den hohen Unterstützungsbedarf unter Studenten
mit psychischen Beeinträchtigungen (BMBF/DZHW 2023).
Bestehende Beratungsstellen an Hochschulen und Studentenwerk sind wertvoll,
stoßen jedoch vielerorts an ihre Grenzen, da sie nicht ausreichend ausgebaut und
ausgestattet sind. Eine bundesweite, zentral organisierte Hotline bietet die
Möglichkeit, psychische Krisen frühzeitig abzufangen, Studienabbrüche zu
verhindern und Integration zu fördern. Sie stellt eine niedrigschwellige, sofort
verfügbare und vertrauliche Anlaufstelle dar, die allen internationalen
Studierenden gleichermaßen offensteht. Dadurch werden nicht nur Studierende
unmittelbar unterstützt, sondern auch die lokalen Beratungsstrukturen entlastet.
Um die Machbarkeit und Wirksamkeit abzusichern, sollte die Einrichtung zunächst
als Pilotprojekt umgesetzt und wissenschaftlich begleitet werden. Auf diese
Weise können Kosten realistisch eingeschätzt, Erfahrungen gesammelt und die
Qualität laufend evaluiert werden. Das Beispiel der App COGITO zeigt, wie solche
wissenschaftlich begleiteten Modellprojekte erfolgreich Impulse setzen können
(Universität Hamburg 2021).
Für Deutschland als Studienstandort bedeutet die Einrichtung einer solchen
Hotline ein klares Signal: Internationale Studenten sind nicht nur willkommen,
sondern erhalten auch die notwendige Unterstützung für einen erfolgreichen
Studienverlauf.
Quellen
DAAD (2024): Zahl internationaler Studierender in Deutschland steigt auf
über 400.000. https://www.daad.de/de/der-daad/kommunikation-
publikationen/presse/pressemitteilungen/2024/zahl-internationaler-
studierender-in-deutschland-steigt-auf-ueber-400000/
Deutsches Studentenwerk (2021): Viel mehr Studierende mit psychischen
Erkrankungen. https://www.studierendenwerke.de/beitrag/viel-mehr-
studierende-mit-psychischen-erkrankungen
BMBF/DZHW (2023): beeinträchtigt studieren – Ergebnisse der Befragung.
https://www.bmftr.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/2023/best3_beeintraechti-
gt_studieren.pdf
