Veranstaltung: | RCDS |
---|---|
Antragsteller*in: | RCDS-Bundesvorstand & Politischer Beirat (dort beschlossen am: 26.04.2025) |
Status: | Eingereicht |
Antragshistorie: | Version 2 |
H6: Mehr Raum für Interdisziplinarität im Studium – Zusatzstudienqualifikationen fördern
Antragstext
Die Gruppenvorsitzendenkonferenz möge beschließen:
Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) fordert die
Hochschulministerkonferenz (HMK) und das BMBF auf, für Studenten, die während
ihres Hauptstudiums eine freiwillige fachfremde oder interdisziplinäre
Zusatzstudienqualifikation (häufig als Zusatzstudium oder Zertifikatsstudium
bezeichnet) im Umfang von 15 bis 30 ECTS absolvieren, ein einmaliges
Freisemester anzuerkennen. Als Zusatzstudienqualifikationen gelten fakultative
Lehrangebote außerhalb des Curriculums, insbesondere thematisch fokussierte
Zertifikatsprogramme sowie Studium-Generale/Fundamentale-Formate, jeweils mit
eigenständigem Leistungsnachweis. Diese Regelung soll sicherstellen, dass
Studenten auch während des Freisemesters weiterhin BAföG-Leistungen oder
vergleichbare Förderungen beziehen können.
Die freiwillige Erweiterung des Studienprofils durch interdisziplinäre
Zusatzangebote stärkt Persönlichkeitsentwicklung, Innovationsfähigkeit und
Beschäftigungsfähigkeit. Wer über das eigene Fach hinaus Verantwortung für die
eigene Bildung übernimmt, verdient Anerkennung. Eine gezielte Anpassung von
Regelstudienzeit und Förderprogrammen fördert Chancengerechtigkeit, würdigt
dieses Engagement und stärkt die Interdisziplinarität an deutschen Hochschulen.
Gleichzeitig muss die freie Zugänglichkeit zu fakultativen Bildungsangeboten
weiterhin uneingeschränkt bestehen bleiben.
Die Beschlusslage des RCDS zu Zweitstudiengebühren und zur Begrenzung des BAföG
auf das Erst- und konsekutive Zweitstudium bleibt ausdrücklich unberührt.
Begründung
Ausgangslage
Mit der Bologna-Reform wurden zwar neue, international vergleichbare und
arbeitsmarktorientierte Studiengänge geschaffen, doch ging dabei ein Teil der
umfassenden akademischen Bildung verloren[1]. Interdisziplinäres Denken gerät in
den Hintergrund, da Veranstaltungen außerhalb des eigenen Fachbereichs kaum noch
in die Regelstudienzeit passen. Der RCDS hat sich daher auf der BDV 2018
entschieden, für ein zusätzliches Studium Generale einzutreten und dieses
unabhängig von lokaler Institutionalisierung zu fördern[2].
In den letzten Jahren sind bundesweit zahlreiche Zertifikats- und
Zusatzstudienangebote
entstanden (z. B. in Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Unternehmertum oder als
Studium Generale fachübergreifend)[3]. Sie erweitern das Fachstudium sinnvoll
bei individuellem Bedarf, sind jedoch nicht in die Regelstudienzeit integriert.
Wer solche Zusatzqualifikationen erwerben möchte, riskiert daher den Verlust
finanzieller Förderung, wenn sich das Studium dadurch verlängert.
Gesellschaftlicher Mehrwert
Interdisziplinäre Studienangebote stärken nicht nur den Fachhorizont, sondern
vor allem die humanistische Bildung. Sie schärfen das Bewusstsein für ethische,
kulturelle und philosophische Fragen oder ein physikalisches oder technisches
Verständnis und fördern so ein reflektiertes, verantwortungsbewusstes Handeln.
In einer Zeit, in der gesellschaftliche Spannungen und technologische Umbrüche
zunehmen, ist die Fähigkeit, Probleme ganzheitlich zu betrachten und über den
eigenen Fachbereich hinaus zu denken, unverzichtbar. Gerade dafür kann ein
Studium Generale oder themenspezifische Zusatzstudienangebote
den nötigen Rahmen liefern, indem es Studierende dazu ermutigt,
gesellschaftliche Herausforderungen kritisch zu hinterfragen und differenzierte
Lösungsansätze zu entwickeln.
Wirtschaftlicher Mehrwert
Die moderne Arbeitswelt erfordert weit mehr als reines Fachwissen. Unternehmen
suchen nach Absolventen, die interdisziplinär denken und schnell auf neue
Entwicklungen reagieren können[4]. Wer während des Studiums gezielt über den
Tellerrand schaut, erwirbt Schlüsselkompetenzen wie kreatives Problemlösen,
vernetztes Denken und Teamfähigkeit.
Mit einem zusätzlichen Zertifikat durch ein Zusatzstudienangebot in einem
zukunftsrelevanten Bereich – etwa Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder
Unternehmertum – können Absolventen zeigen, dass sie Eigeninitiative beweisen
und Verantwortung für ihre Weiterbildung übernehmen.
Dies stärkt nicht nur ihre persönlichen Karrierechancen, sondern trägt auch zur
Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsstärke des Wirtschaftsstandorts Deutschland
bei.
[2] Vgl. http://rcds.de/ueber-uns/beschluesse/ (Stand: 31.03.2025)
[3]Vgl. exemplarisch: Universität Münster: https://www.uni-
muenster.de/Philologie/studieren/zusatzangebote/index.html (Stand: 31.03.2025);
Universität Tübingen: https://uni-
tuebingen.de/studium/studienangebot/ueberfachliche-kompetenzen/zertifikate/
(Stand: 31.03.2025); Universität Bayreuth: https://www.uni-
bayreuth.de/zusatzstudium (Stand: 31.03.2025)
[4] Vgl. https://www.weforum.org/publications/the-future-of-jobs-report-2023/
(Stand: 31.03.2025)